SchwalbenNESTwerk – wo brüten Mehl- und Rauchschwalben?
Schwalben ziehen bereits seit vielen tausend Jahren ihre Beobachter*innen in den Bann. Im Altertum
wurden sie als heilig verehrt. Seit dem Mittelalter gelten sie als Sommerboten und Glücksbringer.
„Kehren die Schwalben zurück zu Heim und Hof, zieht auch das Glück wieder mit ein.“ besagt ein
altes Sprichwort aus dem Volksmund. Aber woher kommt das Glück? Und wo wohnt es überhaupt?
„Dorfschwalbe und Stadtschwalbe“
Von den vier in Österreich vorkommenden Schwalbenarten, leben in Dörfern und Städten vor allem
Rauch- und Mehlschwalben. Besonders Rauchschwalben sind vielerorts bekannt, wenn sie mit teils
akrobatischen Flugmanövern durch die Stallgassen fliegen. Ihre Nester bauen sie bevorzugt in
Stallungen, Lagerhallen oder Silos. Durch die Wärme im Gebäudeinneren, ist der Rundumblick aus
den halboffenen Nestern für den Rauchschwalbennachwuchs kein Problem. Mehlschwalben
hingegen brüten bevorzugt außerhalb von Gebäuden unter Dachvorsprüngen oder in Fensternischen.
In den bis auf ein kleines Einflugloch geschlossenen Nestern, ist ihr Nachwuchs gut vor der Witterung
geschützt. Beide Schwalbenarten bauen ihre Nester aus mehreren Hundert Lehmkügelchen, die sie
an Fassaden und Wände kleben. Dafür fliegen sie viele hundert Male an Wasserlacken, um ihr
lehmiges Baumaterial herbeizuschaffen.
Auf Nestersuche
Seit 2020 gibt es in Niederösterreich das Citizen Science – Projekt „ SchwalbenNESTwerk “, initiiert von
der Außenstelle Seebarn (Wagram) der Österreichischen Vogelwarte/Veterinärmedizinische
Universität Wien. Die Projektkoordinatorin Janette Siebert erforscht gemeinsam mit der Bevölkerung
von Niederösterreich die Bestände von Rauch- und Mehlschwalben. Reitställe sind nach wie vor für
beide Schwalbenarten wichtige Standorte, an denen die gefiederten Glücksbringer ihre Nester bauen
und Jahr für Jahr wiederbesetzen. Mit der Unterstützung der Niederösterreicher*innen ist es möglich
noch vorhandene Bestandslücken zu schließen. Für die Beobachtung der Schwalbennester sind keine
besonderen Hilfsmittel erforderlich – die Nester beider Schwalbenarten sind meist sehr gut mit
bloßem Auge zu entdecken.
Warum Schwalbennester melden?
Schwalben fressen liebend gerne Insekten, wie zum Beispiel Fliegen und Gelsen. Während sie ihren
Nachwuchs aufziehen, verfüttern sie bis zu 1 kg an ihre Jungvögel. Die akrobatischen Flugkünstler
sind also ein natürlicher Insektenschutz – das kann man schon als glückliche Fügung sehen.
Kotbretter unterhalb der Nester verringern Verschmutzungen an Wänden und Böden und
ermöglichen ein gutes nebeneinander von Mensch und Schwalbe.
Wie kann man beim SchwalbenNESTwerk mitforschen?
Über die Onlineplattform wildenachbarn.at werden alle Beobachtungen zu den beiden
Schwalbenarten und ihren Nestern gesammelt. Bei der Beobachtungsmeldung kann die
Schwalbenart angegeben werden und auch, ob und wie viele Nester gerade besetzt sind. Auch, wenn
es bei jemanden einmal Schwalben gab, diese nun aber nicht mehr wiederkommen, ist dies
interessant. Ebenso können Fotos zu den Nestern hochgeladen werden, diese werden in einer
Galerie gesammelt. Ein Nest gilt als besetzt, wenn beispielsweise ein Nestbau stattfindet, ein Nest
frische Kotspuren aufweist, erwachsene Schwalben ein- und ausfliegen (z.B. zum Füttern) oder auch
Jungvögel zu sehen sind. Über die Anzahl der beobachteten Jungvögel im Nest, wird der Bruterfolg
erhoben. Längerfristig können die gesammelten Informationen dazu beitragen, Aussagen über
Bestandsentwicklungen zu treffen.
Forschung kann also so einfach sein!
Janette Siebert arbeitet an der Österreichischen Vogelwarte und koordiniert seit 2020 das
„ SchwalbenNESTwerk “ in Niederösterreich. Fragen zum Projekt oder zu den beiden Schwalbenarten,
können gerne per Mail an Sie geschickt werden.
Gastbeitrag von Janette Siebert
Quellenangaben Fotos:
Mehlschwalbe (an Wasserlacke) © Steve Childs/flickr.com (CC BY 2.0)
Mehlschwalbe (Nest) © Michael Müller/ flickr.com (CC BY 2.0)
Rauchschwalbe © Ralf Ottmann/wikimedia.commons
Rauchschwalbe (Nest) © Flensshot/pixabay.com